Eine neue Gründergeneration
Als ich in den 2000er Jahren in Offenbach und Frankfurt anfing, mit Gründungsunternehmen zu arbeiten, war es Standard, dass man als Gründer/in erst mal ein mehrwöchiges Gründungsseminar besuchte und im Anschluss seinen Businessplan schrieb (oder oft auch schreiben ließ), um sich dann für die Start-Finanzierung bei der Bank vorzustellen. Mit der eigentlichen Geschäftstätigkeit wurde oft erst dann begonnen, wenn die offizielle Gewerbeanmeldung und ggf. die Handelsregistereintragung vorlag.
In den letzten Jahren hat sich für Gründer/innen allerdings viel geändert, nicht nur im Rhein-Main-Gebiet. Wozu noch wochenlange Gründungsseminare, wenn man sich die Standard-Informationen auch gut aufbereitet und bequem bei Youtube ansehen kann. Und durch die Neuen Medien ist es einfacher geworden, mit einer guten Idee und begrenztem Kapitaleinsatz schnell viel Aufmerksamkeit und manchmal auch viel Geld zu erhalten. Gleichzeitig hat sich auch die Finanzierungswelt gewandelt: Crowdfunding-Plattformen sorgen für Aufsehen, Mikrofinanzierung hat seinen Weg von der dritten Welt in die Erste gefunden. Private und institutionelle Anleger bekommen kaum noch Zinsen für ihr Kapital. Private Equity ist daher ein großes Thema an den Kapitalmärkten und überall wird vor Kapital-Gebern „gepitcht“. Selbst im Fernsehen begeben sich Startups zur Unterhaltung der Massen in die „Höhle des Löwen“ und viele sind auf der Suche nach der Beteiligung an Unternehmen, die vielleicht bald so groß wie Facebook & Co. werden. Eine gute Unternehmensstory und ein begeisternder Pitch stehen in der Priorität nun ganz oben. Und bevor mit dem klassischen Businessplan begonnen wird, verfeinert man besser erst mal mit der Business Model Canvas-Methode sein Geschäftsmodell.
Anstelle einer langatmigen Vorbereitung setzt sich gerade bei jüngeren Gründern - egal ob im Silicon Valley, Berlin oder Frankfurt - immer mehr der Lean-Startup-Ansatz durch, bei dem mit möglichst wenig Kapital ein erfolgreiches Unternehmen gegründet werden kann. Der Fokus liegt hierbei nicht etwa auf einer langen Vorab-Planung, sondern vielmehr auf Learning-by-doing durch das frühzeitige „An den Markt bringen“ des Produktes oder der Dienstleistung. Teuer Marketingkampagnen müssen auch nicht mehr unbedingt sein, über die Sozialen Medien kann man schnell eine große Reichweite bei der potenziellen Zielgruppe erreichen
Die Beratungsansätze müssen sich an die neue Gründungs-Generation anpassen, hierfür gibt es viele neue Methoden und Tools. Doch was ist nach wie vor gleich geblieben? Der Weg zum funktionierenden Geschäftsmodell ist immer noch steinig und es geht leichter mit Sparringspartnern, die eine Geschäftsidee mitdenken, kritisch hinterfragen und kontinuierlich weiterentwickeln. Dieses Feedback kann ich von anderen Gründern in einer Open-Coaching-Session (wie z.B. bei YBG in Offenbach und Frankfurt) und/oder auch von spezialisierten Beratern oder Coaches bekommen. Wichtig ist nur, den Gründungsprozess nicht alleine zu gehen.